Kleinere Kabelnetzbetreiber für Übernahme nicht interessant

Quelle: golem.de, Achim Sawall 15.09.22

Wer sein kleineres oder mittleres Koaxialnetz nicht bis zum Endkunden mit Glasfaser ausbaut, dürfte nicht Teil der Konsolidierungswelle werden. Wohin fließen die Milliarden der Investoren?

Deutsche Giganetz hat kein Interesse an der Übernahme von Koaxialnetzbetreibern. Das sagte Deutsche-Giganetz-Geschäftsführer Sören Wendler am 14. September 2022 auf dem Breitbandkongress des Branchenverbands FRK in Leipzig auf eine Frage aus dem Publikum. „Nein, das haben wir nicht vor“, sagte er.

„Wir wollen das Amazon unter den Glasfaserbetreibern werden“, kündigte Wendler an. Stefan Heß, Regionalleiter Ost der Deutschen Giganetz, erklärte zuvor: „Wir streben keinen Glasfaserüberbau an, wenn schon irgendwo was liegt, gibt es kein Überbauen, auch nicht von dem kleinsten Betreiber.“ Wendler erklärte danach, dass die Zusicherung sich nur auf Glasfaser beziehe.

Giganetz konzentrierte sich beim Glasfaserausbau zuerst auf Hessen und Baden-Württemberg, darauf folgten Kooperationsverträge in Bayern und Thüringen. Der neue Netzbetreiber ist von der kanadischen Sunlife-Versicherungsgruppe mit 3 Milliarden Euro finanziert. Im Juli 2022 wurde die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS als weiteren Geldgeber gewonnen.

Leonet-Chef Jochen Mogalle von Leonet aus Bayern, der Beiratsvorsitzende von DNS.Net Charles Fränkl, Toni Lo Chiatto, Chef von Strategic Fiber Networks, und Wendler waren sich darin einig, dass eine „Konsolidierung in der Branche ansteht“. Kleineren Kabelnetzbetreibern gab man den Rat, möglichst viel in den FTTH-Ausbau zu investieren, um für eine Übernahme interessant zu werden.

Hohe Investitionen fließen derzeit in Netzbetreiber in Deutschland. Der Infrastrukturfonds Infrafibre Germany kaufte im Jahr 2020 den Glasfaserbetreiber BBV Deutschland und zuvor Leonet. DNS.Net aus Berlin und Brandenburg bekam mit dem britischen Investmentkonzern 3i Infrastructure einen neuen Geldgeber. Strategic Fiber Networks ist von dem Fonds Icon Infrastructure aus Großbritannien finanziert.

Von Achim Sawall